1635 war für die Münchner ein heller Hoffnungsstreif in dunklen Kriegstagen. Seit 17 Jahren kämpften die Söldner der katholischen Liga gegen die protestantischen Truppen Europas. Vielfältig waren die Schauplätze und grausam die Kampfhandlungen. Je länger dieser unsägliche Krieg im sog. Namen der Religion dauerte, umso brutaler und verzweifelter wurden die Aktionen. Besonders gefürchtet waren die schwedischen Truppen. Sie erachteten sich als die Verteidiger der neuen Lehre und kämpften für alte Handelsprivilegien… Sie belagerten zwar die Hauptstädte des Kurfürstentums Landshut und München aber eine Brandschatzung erfolgte nicht. Maximilian I., glühender Marienverehrer, gelobte daraufhin zum Dank ein Monument zu errichten, das allen im seinem Reiche zeigen sollte, wer hier Schutz und Trost gab: Maria. Viele Vorbilder dafür gab es noch nicht, genau genommen erst zwei: ein Mariensäulenmonument in Udine 1487 geschaffen und die Mariensäule vor der Kirche S. Maria Maggiore in Rom, 1614 errichtet. 1637 wurde begonnen, und schon ein Jahr später am 8.11. eingesegnet. Dies war ein besonderer Tag, 20 Jahre waren vergangen seit der so sagenhaften und für Bayern ruhmreichen Schlacht am Weißen Berg bei Prag. Maximilian hatte für seinen Einsatz in dieser Schlacht die Kurwürde für Bayern als Trophäe errungen. Die Balustrade um die Mariensäule wurde erst 1639 / 40 errichtet. Diese Balustrade grenzt einen Heiligen Bezirk vom damals wie heute herrschenden Trubel auf dem Platz ab. Die Ecken markieren eherne Leuchtergehäuse. Die eigentliche Säule ist ein 11 Meter hoher Monolith, stehend auf einem Marmorsockel an dessen Ecken vier Putti in Kampfhandlungen verwickelt sind. Die Säule trägt ein korinthisches Kapitell und darauf steht die Marienfigur. Maria als Herrscherin, mit Szepter und Krone. Das segnende Christuskind mit Reichsapfel im linken Arm, die Mondsichel zu Füßen. Für uns nicht erkennbar und dennoch wichtig ist, dass in ihrem Kopf ein Reliquienbehälter eingelassen ist. Allerdings konnte ich nicht herausfinden was darin steckt! Die erstaunlich kurze Zeitspanne zwischen Idee, Auftrag und Vollendung ist dadurch erklärbar, dass Maximilian auf sein bekanntes Konzept des Figurenrecyclings zurückgriff. Die Figur war von Hubert Gerhard schon 1593 in Bronzehohlguss geschaffen worden – für das geplante Monumentalgrab in St. Michael, das der Vater Maximilians Wilhelm V. für sich erträumte und das ihn in den finanziellen Ruin getrieben hatte. Für die bayerische Kunstgeschichte war dies jedoch ein Großauftrag, der die heimischen Bildhauer zu Bronzeguss in seiner besten Form brachte. Die Marienfigur hatte all die Jahre über nicht im Dunklem verbracht, sondern war bis 1620 auf dem Hochaltar in der Frauenkirche verehrt worden. Die Putti, deren Meister man bis heute nicht exakt benennen kann, – Krumper, Reichle, Petel – alle großen Namen dieser Epoche wurden dafür zitiert, jedoch begnügen wir uns mit dem Behelfsnamen: Meister der Heldenputti“. Diese Putti sind eine grandiose Schöpfung sowohl vom formal künstlerischen wie auch vom ikonografischen Gesichtspunkt. Diese geharnischten Putti kämpfen gegen Drache, Löwe, Basilisk und Natter. Diese Tiere stehen symbolhaft für Hunger, Krieg, Pest und Ketzerei. Allerdings ist auch eine weitere Interpretation statthaft: Der Drache steht für Schweden: Gustav Adolf, der Löwe für den Pfälzer Kurfürst Friedrich V., der Basilisk für Frankreich und die Natter für Sachsen als Ausgangsland der lutherischen Reformation. Allesamt die Feinde Maximilians und damit der Untertanen des Kurfürstentums Bayern. Gegossen wurden diese Putti von B. Ernst aus erbeuteten brozenen Kartaunen des protestantischen Heerführers Paul Ernst II. von Mannsfeld. Wenn Sie die Putti ganz genau anschauen wollen, gehen Sie, wenn wieder möglich, ins Stadtmuseum, da kämpfen seit 1997 die Echten. In der guten Münchner Luft sind nur Kopien!Abschliessend kann man zu diesem Wahrzeichen Münchens sagen:Maximilian hat gezeigt, dass ganz Bayern sich Maria und ihrem Schutz anvertraut, die Hausmadonna an der Residenz ergänzt diese Thematik. In der Zeit Maximilians I. gab es jeden Freitag ein Rosenkranzgebet an der Säule- verpflichtend für die Münchner Beamten. Zum Glück kann sich unser fränkischer Ministerpräsident momentan nicht mit Kunstgeschichte belasten ….Aber aufgemerkt mit der Mariensäule hatten die Bayern de Nase vorn, es war eine Initialleistung, da konnten die Habsburger mit ihren Pestsäulen nur hinterher laufen. Ach ja der Krieg dauerte dann nur noch schlappe 8 Jahre.