Die Griechen der Antike bezeichneten mit dem Begriff Obelisk ein Bratspießchen. Als Riesensouvlaki kann man das gute Stück nun wirklich nicht bezeichnen. Sondern wir müssen als Vorbild die altägyptischen Steinpfeiler herbeizitieren. Diese meist aus Granit gefertigten Monumente verjüngten sich nach oben zur pyramidal geformten Spitze. Es waren Kultsymbole des Sonnengottes, häufig paarweise und in Verbindung mit Architektur aufgestellt. Die Römer der Antike beförderten etliche aus Ägypten in weite Teile ihres Riesenreiches, schmückten Plätze damit und veränderten das Kultsymbol zur hauseigenen Trophäe. In der Neuzeit war es wiederum in Rom, allerdings unter Papst Sixtus V., dass man eine sog Obeliskenrenaissance auslebte und vor den Hauptkirchen Roms Obelisken errichtete. Man bestaunte damals genauso die technische Leistung der Aufrichtung einer antiken Himmelsnadel durch die Architekten (Domenico Fontana) wie die kirchenpolitische Aussage. Inschriften verherrlichten das Papsttum im Sinne der Gegenreformation, die Entzifferung der Hieroglyphen war noch nicht geleistet und daher konnte man genial zum Eigennutz fabulieren. Die Fürsten der Barockzeit stellten allüberall Obelisken und Obeliskchen auf. Man war ja gebildet. Richtig in Schwung kam die Mode dann wieder mit Napoleon, der vom Ägyptenfeldzug alte Stücke mitbrachte und wo immer es ihm passend erschien die Welt auch mit neu gefertigten zierte. Also nach Ägypten, Rom und Paris sind wir jetzt in München. Am Schnittpunkt der 1807 fertig gestellten Max-Joseph-Straße mit dem Rastersystem der Maxvorstadt. Ein chicker Rundplatz – der erste in München übrigens – unterbrach hier die Briennerstraße. Man war sich nicht einig was man wollte, entweder eine Rondellbebauung mit geschlossenen konkaven Formen oder eine offene Bauweise mit zurückgesetzten Einzelbauten inmitten von Gartengrundstücken. Carl von Fischer setzte sich mit diesem Plan bei vier Grundstücken durch. Aber schon 1822 klatschte man einen mehrstöckigen Baublock (Nr. 2) dazwischen – damit war das feine Gleichgewicht aufgegeben. Die Bomben des 2. Weltkrieges erledigten dann den Rest, so, dass nur mehr ein Hauch der ursprünglichen Konzeption erhalten geblieben ist. Schon 1812 gab es die Überlegung die Platzmitte mit einer Fontäne oder Obelisk zu zieren. Aber dann dauerte es. Hinzu kam der Wunsch ein Armeedenkmal für alle seit 1805 gefallenen Offiziere zu gestalten. Max I. Josef beauftrage die Akademie der Künste mit Planungen, raus kamen Vorschläge wie Löwenmonument, Säulenmonument (so eine Art Trajanssäule in München), Hallenmonument (Minipantheon). Man konnte sich auch aus Kostengründen für keinen Vorschlag erwärmen. Leo von Klenze war es dann, der den Auftrag mit seinem Obeliskenentwurf bekam. Und jetzt steht er da: 29 m hoch, auf würfelförmigen Sockel, dieser ist mit Widderköpfen, Lorbeerkränzen, Eichenlaub und Zypressenfestons geschmückt. Also auch etwas für Botanikfreunde. Es mangelte am Geld, so dass erst 1828 begonnen wurde. Da war schon Ludwig I. an der Regierung und er betraute die neu geschaffene königliche Erzgießerei mit diesem Auftrag. Es hätte eigentlich ein Monolith sein sollen, aber so etwas gab es in Bayern nicht und ein Transport aus Italien war unausführbar. Man fand einen technischen Ausweg aus dieser Zwickmühle: Über einem Ziegelkern montierte man Erzplatten. Eigentlich sollte dieses Monument mit einem Brunnen am Universitätsplatz, dann am Odeonsplatz und schließlich hier am Karolinenplatz seine Aufstellung finden. Die 618 Zentner Erz wurden aus eroberten Geschützen aus dem Bestand des Zeughauses genommen – also wieder ein Materialrecyling. Es hatte sich etliches Material angesammelt aus französischer, russischer, österreichischer und ausgemusterten bayerischen Kanonen. Die Königliche Kabinettkasse bezahlte das Denkmal mit 39.552 fl. Und erklärte den Obelisk als Staatseigentum. Die Enthüllung fand am 13.10.1833 statt – Geschichtskenner wissen sofort, dass dies der 20. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig war. Ludwig I. liebte historische Daten.
Schaun wir nochmal zum Sockel, da gibt es Inschriften: „Den dreyssig tausend Bayern die im russischen Kriege den Tod fanden“, „Auch sie starben für des Vaterlandes Befreyung“, „Errichtet von Ludwig I Koenig von Bayern“ und „Vollendet am XVIII October MDCCCXXXIII“. Das erinnert an das Schicksal des von Bayern auf Grund von Bündnisverpflichtungen entsandten Truppenkontingentes von 30 000 Soldaten. Sie kamen im Russlandfeldzug Napoleons 1812/13 ums Leben. Nur 2000 kehrten in die Heimat zurück. Bayern war Anfang Oktober 1813 auf die Seite der Napoleon-Gegner – Russland, Österreich, Preußen, Schweden und England – gewechselt. Mit der Inschrift an dem Obelisken „Auch sie starben für des Vaterlandes Befreyung“ versuchte König Ludwig I., den Tod der bayerischen Soldaten im Russlandfeldzug nachträglich als Beitrag zur Befreiung von der napoleonischen Herrschaft zu werten. Eine gelungene Geschichtsklitterung? Ein Monument für den Frieden? Entscheiden Sie selbst, in jeden Fall ist es in der Blütensaison ein Vergnügen die Anstrengungen der Stadtgärtnerei bei der Bepflanzung zu bewundern – aber bitte auf die Tram aufpassen.